Weiter zur Navigation Weiter zum Inhalt
Kopfbild Lernort Herzogsägmühle

Rückblick auf den interaktiven Fachtag: "Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage"

Im Rahmen des Projekts "Verachtet – verfolgt – vergessen: Die Opfer der NS-Gesundheitspolitik" fand Ende März in der Heilerziehungspflege-Schule (HEP) in Herzogsägmühle ein interaktiver Fachtag unter dem Motto "Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage" statt.

Lernen für heute und morgen

Der Tag stand ganz im Zeichen der Auseinandersetzung mit der NS-Gesundheitspolitik und der damit verbundenen Ausgrenzung von Menschen, die damals aus sozial-rassistischen Gründen stigmatisiert und verfolgt wurden. Ziel war es, den historischen Hintergrund dieser Verfolgungspraktiken zu beleuchten und die gewonnenen Erkenntnisse in den heutigen Berufsalltag der Heilerziehungspflege zu übertragen.

Der Tag startete mit einer kurzen Vorstellungsrunde in der die Motivation zur Ausbildung in der Heilerziehungspflege geteilt wurde. "Ich habe mich für die Ausbildung zum Heilerziehungspfleger entschieden, weil ich die Arbeit mit Menschen als sehr bereichernd empfinde. Obwohl es einem oft viel abverlangt, geben einem die Menschen immer sehr viel zurück. Dann weiß ich wieder, warum ich mich für diesen Beruf entschieden habe", erklärt einer der Teilnehmer.

Um den Teilnehmenden den Einstieg in das geschichtliche Thema zu erleichtern, wurde vom Team des Lernorts Herzogsägmühle ein historischer Input vorbereitet, bei dem die ideologischen Grundlagen der NS-Gesundheitspolitik erläutert wurden. Durch die Wiederholung historischer Ereignisse, aber auch gesellschaftlichen Diskursen, konnten die Teilnehmenden nachvollziehen, wie die spätere NS-Ideologie bereits vor 1933 präsent war und wie sie schließlich zur systematischen Ausgrenzung und Verfolgung von Menschen führte. Auch der damalige Zentralwanderhof Herzogsägmühle in Peiting war Teil des Zwangsfürsorge-Systems und der NS-Gesundheitspolitik. Der Rundgang über das heutige Gelände stellte eindrücklich dar, was damals vor Ort geschehen ist und veranschaulichte, wie unterschiedlich im Laufe der Jahre daran erinnert wurde. 

Anschließend haben sich die Teilnehmenden in Kleingruppen ausführlich mit den Biografien dreier Verfolgter und deren Verfolgungsweg beschäftigt. Durch die Analyse verschiedener Aktenauszüge wurde die Rolle der damaligen Fürsorger*innen und Pflegekräfte aufgezeigt und kritisch von den Teilnehmenden hinterfragt

Der Nachmittag stand ganz im Zeichen des Transfers in die berufliche Praxis. In moderierten Gruppenarbeiten erarbeiteten die Studierenden konkrete Vergleiche zwischen den historischen Werten und Haltungen sowie den heutigen berufsethischen Anforderungen in der Heilerziehungspflege. Dabei wurde auch diskutiert, wie Stigmatisierungen in der heutigen Gesellschaft wirken und welche Strategien Fachkräfte entwickeln können, um auf Augenhöhe mit den Klientinnen und Klienten zu arbeiten. "Ich arbeite als Heilerziehungspflegerin, weil es mir ein persönliches Anliegen ist, dass alle Menschen die Möglichkeit zur Teilhabe an der Gesellschaft haben. Hierbei ist es mir wichtig, dass alle Menschen mit Beeinträchtigungen wertgeschätzt werden und nicht wie damals zur NS-Zeit, nur als Ressource gesehen werden, welche bei Arbeitsunfähigkeit nicht mehr ‘zu gebrauchen‘ sind. Jeder Mensch hat ein Recht auf Leben, Wertschätzung und Individualisierung, sowie die Beteiligung am gesellschaftlichen Leben", erklärt eine Teilnehmerin.

Den ganzen Tag über machten sich die Teilnehmenden digital Notizen zu verschiedenen Fragen. So entstand Stück für Stück eine mobile Sammlung an Gedanken und Eindrücken, die zu einem späteren Zeitpunkt wieder aufgegriffen wird. Die Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu schlagen und die eigenen beruflichen Handlungsspielräume zu reflektieren ist ein stetiger Prozess, der auch am heutigen Fachtag zu vielen Denkanstößen geführt hat.

Impressionen des interaktiven Fachtages an der HEP-Schule Herzogsägmühle