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Kopfbild Lernort Herzogsägmühle

Wider das Vergessen

Kontroverse um Diakon Friedrich Goller * 10. April 1907, † 23. August 1964

Licht und Schatten haben sein Wirken begleitet:

Friedrich Goller war Diakon der Brüderschaft Karlshöhe, arbeitete als Leiter von Jugendheimen der Inneren Mission München und wechselte 1940 zum Bayerischen Landesverband für Wander- und Heimatdienst (LVW). Er wurde Leiter des Erziehungsheims Indersdorf und war seit 1942 Leiter der Fürsorgeabteilung und zeitweise Betriebsleiter des Zentralwanderhofs Herzogsägmühle.

Im Zuge der Aufarbeitung der Geschichte von Herzogsägmühle während des Nationalsozialismus wurden Fragen laut nach Täterschaft und Verantwortung von Friedrich Goller.

Neben organisatorischen Leistungen wurde auch seine Mitwirkung an einer Fürsorge nachgewiesen, die letztlich verschiedene unangepasste und erziehungsschwierige Menschen einem ungewissen Schicksal in einem Lager oder in einer Heil- und Pflegeanstalt überantwortete, bis hin zu Todesfolgen.

Er stellt das Beispiel einer Fürsorge dar, die sich im Nationalsozialismus schwerer Verfehlungen schuldig gemacht hat.

 

Forschungsprojekt zur Geschichte der Einrichtung

Die Kontroverse um die Benennung eines Hauses in der Diakonie Herzogsägmühle nach einem Leiter, der in der NS-Zeit wie in der Nachkriegszeit gewirkt hat, gab Anlaß für ein innovatives Forschungsprojekt zur Geschichte der sogenannten "Wandererfürsorge" in Bayern. Es versprach nicht nur Einblicke in die Funktion einer heutigen Einrichtung der Diakonie sondern explizit zu den personellen Kontinuitäten zwischen der NS-Zeit und der frühen Bundesrepublik zu ermöglichen.

Bisherige Forschungen von Prof. Dr. Annette Eberle haben Friedrich Goller in die Tradition einer völkisch-rassenhygienischen Ausrichtung der Asozialenfürsorge und Instrument der NS Gesundheitspolitik eingeordnet, was die Frage nach der Anschlussfähigkeit an alle wichtigen NS Ideologeme vom Antidemokratismus über den Rassismus bis zum Antisemitismus provoziert.

Im Rahmen des Projektes in Zusammenarbeit mit Dr. Uwe Kaminsky galt es zu klären, wie die evangelische Herkunft des Direktors Friedrich Goller sich mit den Entscheidungen im Zentralwanderhof wie Deportationen, psychiatrische Untersuchungen oder Überweisungen in Konzentrationslager und Heil- und Pflegeanstalten verträgt.

Nach einer Entscheidung im Vorstand der Diakonie Herzogsägmühle, wird das Haus seit 2022 ohne Namensnennung als Ringstraße 6 geführt.

Die Ergebnisse der Forschung lesen Sie in der Publikation:

Uwe Kaminsky

"Kontinuität und Diskontinuität in der Sozialen Arbeit – Der Diakon Friedrich Goller und seine Rolle in Herzogsägmühle"

PDF zum Herunterladen, 5 MB


Aufsatz von Annette Eberle

"Verantwortung und Täterschaft in der Zwangsfürsorge. Der Fall Friedrich Goller"

erschienen in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft ZfG 3/2022

PDF zum Herunterladen, 1,6 MB

Veranstaltung in Herzogsägmühle:

Lesung "Soziale Arbeit unter dem Hakenkreuz"

Lesen Sie hier den Nachbericht zur szenischen Lesung mit Podiumsdiskussion vom 20.11.2021:

Berichterstattung in den Schongauer Nachrichten vom 20.11.2021

PDF zum Herunterladen, 1 MB

Plakat "Soziale Arbeit unter dem Hakenkreuz"

PDF zum Herunterladen, 100 KB