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Rückblick auf den Seminartag an der Universität Augsburg am 10.5.2025

Kooperation mit der Diakonie Herzogsägmühle im Rahmen des Gedenkstättenzertifikats

Unter dem Titel "Diakonie Herzogsägmühle: Aus der Geschichte für heute und die Zukunft lernen. Erinnerungskultur und Geschichtsvermittlung an einem lebendigen Ort" fand am 10. Mai 2025 an der Universität Augsburg ein Seminartag des Lernort Herzogsägmühle statt.

Die Veranstaltung wurde vom Team des Lernorts geleitet und war Teil des vom Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte angebotenen Gedenkstättenzertifikats. Gerade kleinere Gedenkorte und Bildungseinrichtungen – wie der Lernort Herzogsägmühle – sollen verstärkt im Zertifikat eine Rolle spielen.

Die Veranstaltung richtete sich an Studierende verschiedener Studiengänge mit historischem Schwerpunkt. Mit zwölf Teilnehmenden – vom zweiten Bachelor- bis hin zum vierten Mastersemester – bot das Seminar eine interdisziplinäre und multiperspektivische Auseinandersetzung mit einem sensiblen Kapitel deutscher Geschichte: der NS-Gesundheitspolitik und ihrer Opfer. Auch die Geschichte der Herzogsägmühle, als Teil des NS-Zwangsfürsorgekomplex, sowie der heutige Umgang mit der Historie wurden genauer betrachtet.

Reflexion über Gesellschaft und Erinnerungskultur

Zum Auftakt des Seminartags wurde mit einer Positionierungsübung gestartet: verschiedene Aussagen über zentrale gesellschaftliche Werte wie Leistung, gesellschaftliches Engagement und die Wirkung von Erinnerungskultur der letzten zwanzig Jahre sollten zur Diskussion anregen. Die kontroversen und zugleich respektvollen Gespräche eröffneten bereits zu Beginn wichtige Denk- und Diskussionsräume und boten eine ideale Grundlage für den weiteren Verlauf des Seminars.

Arbeit mit historischen Akten – Erinnerung aus Täterdokumenten rekonstruieren

Im Anschluss folgte eine historische Einführung zur Geschichte der Herzogsägmühle. Danach arbeiteten die Studierenden in Kleingruppen mit digitalisierten Originalakten aus dem Aktenbestand der Einrichtung. Jede Gruppe erstellte auf Basis der jeweiligen Akte eine Kurzbiografie – oftmals die einzige Möglichkeit, diesem Menschen heute eine Stimme zu geben. Jedoch stammen die meisten Dokumente in den Akten überwiegend von Täter:innen und spiegeln somit ein ideologisch gefärbtes, oftmals entmenschlichendes Bild der betroffenen Personen wider. Umso wichtiger war die quellenkritische Analyse, bei der die Studierenden zum Teil erstmals mit solchen historischen Quellen arbeiteten.

Digitale Bildungsarbeit kritisch hinterfragt

Ein weiterer Bestandteil des Seminartags war die Vorstellung des aktuellen Bildungsprojekts des Lernort Herzogsägmühle: "Verachtet – Verfolgt – Vergessen: Die Opfer der NS-Gesundheitspolitik – Lernen für heute und morgen!". Danach durften die Studierenden den bisherigen Stand der digitalen Lernplattform testen. Dabei stand die Frage im Mittelpunkt: "Wie kann digitale Bildungs- und Erinnerungsarbeit funktionieren?" Im Anschluss gaben sie ihr differenziertes Feedback. Die Rückmeldungen der Teilnehmenden reichten von technischen Hinweisen bis zu inhaltlichen Anregungen – insgesamt wurde das digitale Bildungsangebot jedoch sehr positiv aufgenommen.

Ausblick: Exkursion nach Herzogsägmühle

Am 11. Juli 2025 wird das Seminar mit einer Exkursion nach Herzogsägmühle fortgesetzt. Im Fokus steht dann die konkrete Umsetzung von Erinnerungskultur am authentischen Ort. Die Teilnehmenden erhalten die Möglichkeit, das Gelände, das pädagogische Konzept und die Ausstellung vor Ort kennenzulernen – und somit den Bogen von der historischen Aufarbeitung zur gelebten Erinnerung zu schlagen.

Impressionen vom Seminartag im Mai 2025 an der Universität Augsburg