"Erinnern heißt Haltung zeigen"
Rückblick auf den interaktiven Fachtag an der Katholischen Hochschule NRW in Münster
Am 21. Juni 2025 fand im Rahmen des Projekts “Verachtet – verfolgt – vergessen: Die Opfer der NS-Gesundheitspolitik” ein interaktiver Fachtag an der Katholischen Hochschule NRW in Münster statt. Unter dem Motto “Der Zentralwanderhof Herzogsägmühle – Ein Beispiel für Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit in der Sozialen Arbeit während der NS-Zeit” widmeten sich Studierende der Sozialen Arbeit der Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Gesundheitspolitik und ihren gesellschaftlichen Nachwirkungen bis in die Gegenwart.
Durch verschiedene Methoden zu Beginn der Veranstaltung wurde schnell deutlich, wie persönlich und relevant die Auseinandersetzung mit der NS-Geschichte auch heute noch ist. Ein kompakter Vortrag zur Geschichte der Herzogsägmühle als Teil des NS-Zwangsfürsorgesystems vermittelte die zentralen historischen Fakten und personellen Kontinuitäten – und schuf so die inhaltliche Basis für die weitere Arbeit. Die Teilnehmenden erhielten anschließend Zugang zur digitalen Lernplattform des Projekts, auf der sie eigenständig drei Biografien erarbeiteten. Die Beschäftigung mit den Lebensgeschichten der Verfolgten ermöglichte eine tiefgehende Annäherung an individuelles Leid, systematische Ausgrenzung und ideologische Verblendung – aber auch an Fragen von Verantwortung und Sichtbarmachung.
Im weiteren Verlauf richtete sich der Blick zunehmend auf die Gegenwart: Inwiefern wirken alte Stigmata und Denkweisen noch heute in Strukturen der Sozialen Arbeit fort? Wie können angehende Fachkräfte durch ihr Handeln gegen Diskriminierung, Ausgrenzung und institutionelle Gewalt wirken? Gerade diese Verbindung zwischen historischer Reflexion und berufsethischer Orientierung fand bei den Teilnehmenden großen Anklang.
Eine Teilnehmerin resümierte den interaktiven Fachtag wie folgt: “Mir hatte der Tag gut gefallen. Vor allem das interaktive Element, das durch einen tollen Methodenmix und dem Einbezug der digitalen Lernplattform für viel Abwechslung gesorgt hatte, hat mir geholfen, ein besseres Verständnis für das Thema zu entwickeln und hat mich zum kritischen Nachdenken über heute noch wirkende Stigmata angeregt.”
Der Fachtag war mehr als ein reiner Informationstag. Es fand eine spürbare Sensibilisierung für die Geschichte der eigenen Profession statt – und ein kritisches Nachdenken darüber, wie professionelles Handeln in der Sozialen Arbeit heute aussehen kann, wenn man sich der Vergangenheit bewusst ist. Denn Erinnerung bedeutet nicht Rückschau allein. Sie ist eine Haltung, die Verantwortung einfordert – im Hier und Jetzt.