Wider das Vergessen
Diakon Friedrich Goller
geboren am 10.04.1907, gestorben am 23.08.1964
Kontroverse um den Häusernamen
Goller- Haus, Ringstraße 6
Dieses Gebäude wurde nach dem ehemaligen Herzogsägmühler Direktor Friedrich Goller (Amtszeit in Herzogsägmühle von 1946 - 1964) benannt.
Licht und Schatten haben sein Wirken begleitet:
Im Zuge der Aufarbeitung der Geschichte von Herzogsägmühle während des Nationalsozialismus kamen Zweifel auf über die Rolle von Friedrich Goller als Leiter der Fürsorgeabteilung des Zentralwanderhofs Herzogsägmühle (LVW) ab 1941 und als Betriebsleiter ab 1942, sowie als Leiter der Jugendfürsorgeanstalt Indersdorf (LVW) ab 1939.
Neben vielem Licht beim Engagement für Menschen wurden in diesem Zusammenhang auch Schatten in seiner Haltung gegenüber jungen Menschen gefunden, die er als "nicht erziehbar" fallen ließ.
In Einzelfällen fanden durch die Entscheidungen von Friedrich Goller diese Jugendlichen und Männer andernorts den Tod.
Forschungsprojekt zur Geschichte der Einrichtung
Die Kontroverse um die Benennung eines Hauses in der Diakonie Herzogsägmühle nach einem Leiter, der in der NS-Zeit wie in der Nachkriegszeit gewirkt hat, gibt Anlaß für ein innovatives Forschungsprojekt zur Geschichte der sogenannten "Wandererfürsorge" in Bayern. Es verspricht nicht nur Einblicke in die Funktion einer heutigen Einrichtung der Diakonie sondern explizit zu den personellen Kontinuitäten zwischen der NS-Zeit und der frühen Bundesrepublik zu ermöglichen.
Bisherige Forschungen von Prof. Dr. Annette Eberle haben Friedrich Goller in die Tradition einer völkisch –rassenhygienischen Ausrichtung der Asozialenfürsorge und Instrument der NS Gesundheitspolitik eingeordnet, was die Frage nach der Anschlussfähigkeit an alle wichtigen NS Ideologeme vom Antidemokratismus über den Rassismus bis zum Antisemitismus provoziert.
Im Rahmen des Projektes in Zusammenarbeit mit Dr. Uwe Kaminsky gilt es zu klären wie die evangelische Herkunft des Direktors Friedrich Goller sich mit den Entscheidungen im Zentralwanderhof wie Deportationen, psychiatrische Untersuchungen oder Überweisungen in Konzentrationslager und Heil- und Pflegeanstalten vertrug.
Die Ergebnisse hierzu lesen Sie in der Publikation:
Uwe Kaminsky
Kontinuität und Diskontinuität in der Sozialen Arbeit - Der Diakon Friedrich Goller und seine Rolle in Herzogsägmühle
Publikation zum Herunterladen (pdf 5 MB)
Aufsatz von Annette Eberle:
Verantwortung und Täterschaft in der Zwangsfürsorge. Der Fall Friedrich Goller.
erschienen in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft ZfG 3/2022
Hier zum Nachlesen und Herunterladen (pdf 1,6 MB)
Veranstaltung in Herzogsägmühle:
Lesung Soziale Arbeit unter dem Hakenkreuz
Lesen Sie hier den Nachbericht zur szenischen Lesung mit Podiumsdiskussion vom 20.11.2021
Berichterstattung in den Schongauer Nachrichten vom 20.11.2021 (pdf 1 MB)